EGON BECKER IM KUNSTMUSEUM BOCHUM
Egon Becker. Ein Bochumer Künstler wird wiederentdeckt
Der 1910 in Langendreer geborene Egon Becker zählt heute zu den tendenziell eher in Vergessenheit geratenen Protagonisten der jüngeren Bochumer Kunstgeschichte. Das war nicht immer so: Vor allem in den 50er und 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts ist Becker in der hiesigen Kunstszene an vorderer Stelle zu verorten. Seine künstlerischen Beiträge zu lokalen Ausstellungen, seine zahlreichen Projekte für Kunst im öffentlichen Raum, aber auch seine grafischen Gestaltungen von Plakaten, Werbetafeln, Prospekten, Büchern oder Katalogen sind in Bochum in dieser Zeit sehr präsent. Seit längerem führen wir im Kunstmuseum Bochum Gespräche darüber, Egon Becker wieder mehr ins Bewusstsein einer interessierten Öffentlichkeit – lokal, aber auch darüber hinaus - zu bringen. Vor allem Holger Rübsamen, nicht nur als Architekt dem Museum seit langem sehr verbunden, hat eine Aufarbeitung des künstlerischen Werks von Egon Becker immer wieder zum Thema gemacht. Hans Hanke, Vorsitzender der Kortum-Gesellschaft und langjähriger Kulturpolitiker, ist mit Beckers Arbeiten im öffentlichen Raum befasst und hat auch schon dazu publiziert. Mit der intensiven Unterstützung der beiden Genannten können wir mit der Egon-Becker-Website einen Zwischenstand vorstellen, der aus meiner Sicht für die weitere Erforschung dieser für Bochum bedeutenden Künstlerpersönlichkeit einen enormen Fortschritt darstellt. Auf Initiative Holger Rübsamens ist diese Website entstanden, die das malerische, grafische und Kunst-am-Bau-Schaffen Egon Beckers in Bochum und Umgebung dokumentiert. Von den frühesten nachweisbaren Arbeiten bis zum Spätwerk lässt sich nunmehr eine künstlerische Entwicklung nachvollziehen, die von naturalistischen Landschaften über surreale Kompositionen zur Abstraktion und zur reinen Farbmalerei reicht. Die Arbeiten Beckers im öffentlichen Raum, von denen allein in Bochum immerhin noch fünfzehn nachweisbar sind, wurden neu fotografiert. Das Angebot Holger Rübsamens, seine Kollektion von Gemälden und Zeichnungen dem Kunstmuseum zu übereignen, hat die Museumsleitung mit Freude akzeptiert, die offizielle Annahme der Schenkung seitens der Stadt Bochum soll 2022 vollzogen werden. Mit der Integration der Becker-Schenkung in die Sammlung des Kunstmuseums wird ein wichtiger Beitrag zur Dokumentation Bochumer Kunstgeschichte vollzogen und für die Zukunft gesichert. Einige wenige Daten zu Egon Becker: 1930 studiert er für einige Monate am Bauhaus in Dessau, eine für seine weitere Entwicklung prägende Erfahrung. 1932–1935 Studium an der Werkkunstschule in Dortmund, Abschluss mit dem Examen zum Innenarchitekten. 1935–1937 Studium der freien Malerei an der Kunstakademie Düsseldorf. Kriegsteilnahme vor allem an der Ostfront von 1940–1945. Nach dem Krieg als freier Maler tätig, aber auch als Werbegrafiker und Designer. Er ist Mitglied in verschiedenen Künstlergruppen, u. a. Gründungsmitglied der „Künstlergemeinschaft Hellweg“, zu der auch Hans-Jürgen Schlieker und Ignatius Geitel gehören. Ab 1964 Kunsterzieher an der Goetheschule und am Albert-Einstein-Gymnasium in Bochum. Bis 1983 verschiedene Ausstellungsbeteiligungen, u. a. im Bochumer Museum. 1989 stirbt Egon Becker in Bochum. [Sepp Hiekisch-Picard, 2021] |